Wenn im Alter das Gedächtnis beginnt nachzulassen, muss nicht immer gleich das Schreckgespenst Demenz an die Wand gemalt werden. Es liegt vielmehr daran, dass unser Gedächtnis, geradeso wie unser restlicher Körper, trainiert sein will. Und dies bedeutet eben nicht nur die Gliedmaßen, sondern auch das Gehirn „in Bewegung“ zu halten. Doch wie funktioniert unser Gedächtnis überhaupt und wie lässt es sich trainieren?
Kurzzeit oder Langzeit? – das ist hier die Frage
Eigentlich sind es sogar drei Bereiche, wenn wir von „dem Gedächtnis“ sprechen. Neben dem Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis existiert noch das sensorische Gedächtnis. Letzteres muss aber nicht extra trainiert werden. Es filtert über unsere Sinnesorgane alle visuellen, auditiven und haptischen Informationen und hilft so, den Tag zu überstehen. Dieser sensorische Speicher überdauert maximal zwei Sekunden, dann ist entschieden, ob die Information unbeachtet bleibt, wichtig ist oder sogar längerfristig gespeichert wird. Würden wir uns beispielsweise auf den spannenden Inhalt eines Buches konzentrieren wollen und uns die Atemzüge des Partners stören, könnten wir der Geschichte bestimmt nicht folgen.
Hören wir aber im Nebenzimmer das vertraute Pfeifen des Wassertopfes, legen wir das Buch kurz zur Seite und setzen schnell den Tee auf. Das Kurzzeitgedächtnis nutzen wir dann, wenn wir beispielsweise auf eine Gesellschaft treffen und uns die einzelnen Personen vorgestellt werden. Bis zu sieben Personen können wir uns in der Regel merken, kommen weitere hinzu, vergessen wir die erstgenannten. Das Langzeitgedächtnis hingegen speichert Erinnerungsfragmente, die mitunter noch nach Jahrzehnten abrufbar sind. Interessant hier auch bei Personen im Ruhestand, die sich oft nach Jahren noch an Modellnummern oder spezielle Rezepturen zur Herstellung eines Produktes erinnern können.
Gedächtniskünstler – wirklich eine Kunst?
In den Medien begegnen wir immer wieder sogenannten Gedächtniskünstlern, die scheinbar mühelos in der Lage sind, selbst längste Zahlenkolonnen aus dem Gedächtnis wiederzugeben. Aber ist das wirklich eine Kunst? Eigentlich nicht, denn mit etwas Übung ist jeder von uns in der Lage, dies zu bewerkstelligen. Denn sowohl das Kurzeitgedächtnis als auch das Langzeitgedächtnis lässt sich trainieren. Um sich eine lange Zahlenkolonne merken zu können, nutzen Gedächtnissportler sogenannte Memorierungstechniken. Da unser Gehirn visuelle Assoziationen schneller, präziser und länger im Gedächtnis speichert, werden Ziffern mit Bildern verknüpft – und im Idealfall daraus eine Geschichte erzählt.
Und das Interessante daran: Je verrückter diese Geschichte ist, desto leichter fällt dem Gehirn das Abspeichern. Visuell und „verknüpft“ geht es auch beim Gesichter und Namen merken zu. Aus einer Brillenträgerin namens Petra Raab wird dann vielleicht eine Person, die vor der jordanischen Felsenstadt Petra steht, wo ihr ein Rabe die Brille aus dem Gesicht stupst – klingt seltsam, lässt sich aber gut merken. Auch der Gedächtnisklassiker, der Einkaufszettel, lässt sich auf diese Weise lernen. Indem einzelne Lebensmittel Teil einer kleinen Geschichte werden, die sich dann beim Einkaufen vor dem geistigen Auge „abspielt“.
Geistig fit – die „grauen Zellen“ freuen sich über neue Eindrücke
Gerade beim Übergang aus dem Beruf in den wohlverdienten Ruhestand ist es wichtig, das Gedächtnis auch weiterhin zu fordern. Und die alltäglichen Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Wichtig ist: Stets neugierig bleiben und am Leben aktiv teilhaben. Soziale Kontakte pflegen und mit Freunden und Bekannten nach Herzenslust diskutieren und neue Eindrücke sammeln. Und wenn dann noch ein Gedächtnistraining in der Gemeinschaft stattfindet, macht die Sache umso mehr Spaß.
So stellt der Versandhändler, Witt Weiden, in Kooperation mit der ausgebildeten Lern- und Gedächtnistrainerin, Daniela Thoma, eine 84-seitige Ratgeber-Broschüre zum kostenlosen Download (W ) zur Verfügung. Die abwechslungsreichen Übungsaufgaben sind für Gruppen und Einzelpersonen geeignet. Diese können sowohl das Kurzzeitgedächtnis als auch das Langzeitgedächtnis stärken. Und falls diese Zeilen ein Mitarbeiter oder ehrenamtlicher Helfer liest, der in einem Pflegeheim ein Gedächtnistraining betreut – der findet für die Spielleitung wertvolle Tipps und Beispiele.
Fazit:
Wer in puncto Gedächtnisleistung die ersten Schwachstellen erkennt, sollte nicht in Panik verfallen. Fast immer fehlt es nur am nötigen Training – denn unsere grauen Zellen lieben die Herausforderung. Und es ist nie zu spät, das Gedächtnis zu trainieren. Also am besten nicht lange darüber „nachdenken“, sondern lieber gleich mit dem Training beginnen. Viel Spaß beim Denksport.
Bildquelle: highwaystarz @ fotolia.de
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