Der Volksmund meint, Männer würden mit zunehmendem Alter reifer, Frauen hingegen verlören an Attraktivität – ein Klischee, das die älter werdenden Menschen selbst oft übernehmen und in ihre eigene Sicht einbauen. Dies ist neben anderem ein Ergebnis einer neuen Studie zum Thema ‚Altern‘ aus der Sicht der PEGGIs genannten Männern und Frauen zwischen 50 und 75 Jahren, die das Marktforschungsinstitut EYE research mit Sitz in Filderstadt bei Stuttgart zusammen mit dem Reifenetzwerk in Hannover durchgeführt hat. In persönlichen Interviews gaben 200 Männer und Frauen Auskunft dazu, wie sie mit dem Thema Altern umgehen, welche Hoffnungen und Ängste sie mit dem eigenen Älterwerden verbinden.
Ein erstes überraschendes Ergebnis ist dabei, dass die positive Sichtweise ausgeprägter ist als Pessimismus und Ängste – die Mehrheit der Menschen sieht das ‚dritte Lebensalter‘ eher als Chance und Gewinn, die negativ geprägte Sicht des Älterwerdens hingegen findet sich nur bei einem Drittel der Studienteilnehmer. Dabei fiel den Forschern von EYE research auf, dass dieser optimistische Blick auf das Leben nach 50 „keine Frage des Alters selbst, sondern eine Frage des Geschlechts ist“, wie EYE research Geschäftsführer Christoph Blum erklärt. Während nur bei 29% der Männer die negative Sicht dominiert, ist der Anteil der Pessimistinnen mit 43% bei den Frauen deutlich größer.
Diese kritischere Haltung der Frauen gründet sich dabei zum einen auf die Erwartungen an die eigene finanzielle Zukunft, die bei Männer deutlich positiver ausfallen, sowie auf Ängste in Zusammenhang zur nachlassenden äußeren Attraktivität, die Frauen häufiger bewegt.
Für die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Erleben sind letztlich Faktoren der eigenen Persönlichkeit aber noch bedeutsamer. Zwar rangiert die ‚zunehmende Gelassenheit‘ bei allen an erster Stelle, dies wird aber von den Männern noch signifikant positiver empfunden als von Frauen: „Die Menschen betonen vor allem, dass sie heute in vieler Hinsicht gelassener und abgeklärter sind als früher, viele schätzen ein größeres Maß an Weitsicht und den etwas distanzierteren Blick auf die Dinge des Alltags“, hat Christoph Blum erfahren. „Dabei ist es besonders für die Männer eine Entlastung, dass sie nicht mehr meinen, jeden Kampf kämpfen und sich immer wieder neu beweisen zu müssen“, so der Diplom- Psychologe weiter.
Die weiblichen PEGGIs hingegen schätzen stärker eine größer werdende Unabhängigkeit und das geringere Maß an Verantwortung, in dem man mit zunehmenden Alter steht – gerade auch, „weil nun endlich einmal mehr Zeit bleibt, den eigenen Hobbys und Interessen nachzugehen, etwas für sich selbst zu tun“, wie die Forscher von EYE research gerade von Frauen immer wieder zu hören bekamen.
Die negativen Erwartungen an die eigene Zukunft werden massiv dominiert von der Angst vor Krankheit und zunehmenden körperlichen Problemen. Gerade bei Männern spielt dabei der befürchtete Leistungsabbau und eine eingeschränkte Mobilität eine noch größere Rolle als bei ihren weiblichen Altersgenossinnen Frauen hingegen thematisieren öfter die Angst vor Einsamkeit und eine immer wieder erlebte gesellschaftliche Ausgrenzung bis hin zur Diskriminierung aufgrund des eigenen Alters.
„Das Älterwerden wird auch aus Sicht der Menschen über 50 Jahren selbst immer noch mit zweierlei Maß gemessen“, erklärt Projektleiter Christoph Blum, „und gerade weil solche Klischees auch als selbsterfüllende Vorhersage wirken, beeinflussen sie nicht nur das Erleben, sondern auch das Verhalten von Männern und Frauen ganz unterschiedlich“.
*) PEGGI bedeutet P=Persönlichkeit, E=Erfahrung, G=Geschmack, G=Geld, I=Interessen. Dieses Kunstwort ist eine Bezeichnung, die sowohl von den Unternehmen als positiv empfunden, als auch von der Zielgruppe selbst akzeptiert werden kann.
[Quelle: E Y E R e s e a r c h ltd., Februar 2007]